Zu unserem großen Bedauern müssen wir die Veranstaltung absagen. Derzeit ist es uns nicht möglich, Theater zu spielen. Bleiben Sie gesund und wir hoffen auf das neue Jahr.
Die antiautoritäre Mutter wird zur victorianischen Gouvernante; Papa, sonst der beste Freund seiner Kinder, zum häuslichen Despoten; das Familienleben ist auf den Kopf gestellt; kurz: Es herrscht blanke Panik und Entsetzen. Was ist passiert? Droht der Familie das wirtschaftliche Aus, lassen sich die Eltern scheiden, müssen alle auswandern?
Nein, die Antwort ist viel einfacher und zugleich viel schlimmer: Der hoffnungsvolle Nachwuchs ist in der vierten Klasse und soll auf die höhere Schule und das kann selbstverständlich nur heißen: Gymnasium.
So viel steht für die ambitionierten Eltern fest. Leider zeigen die Leistungen der lieben Kleinen ein ganz anderes Bild, und ja, auch die Lehrerin Frau Müller meint, Haupt- und Realschulen seien auch gute Bildungseinrichtungen für das eine oder andere Kind.
Klar, dass die Eltern bei so viel pädagogischer Inkompetenz zum entschlossenen Gegenschlag ausholen. „Frau Müller muss weg“, ist die Devise, unter der der Elternabend steht, auf dem man besagte Pädagogin feuern möchte. Doch die erweist sich als widerstandsfähiger, als es die Eltern dieser temporeichen Komödie erwartet haben.
Der Elternabend, dessen Ziel zunächst so einfach zu erreichen schien, entwickelt sich ganz anders als gedacht und offenbart auf amüsante Weise und in pointierten Dialogen, was „faul ist im Staate Dänemark“, sprich: Bildungspolitik, Erziehungsmethoden, Helikoptereltern, und Burnout. Bis zum überraschenden Ende fliegen die Fetzen und so manch braver Bildungsbürger offenbart den Urmenschen in sich, bei dem alle Höflichkeit und Bildung aufhört, wenn es um die eigene Brut geht.
Das Theaterstück von Lutz Hübner ist eines der zurzeit meistgespielten Werken auf deutschsprachigen Bühnen und es spricht uns alle an, denn jeder war mal auf der Schule und viele haben leidvoll erfahren, wie es auf einem Elternabend zugehen kann und ein paar sind Lehrer, -pardon: Lehrer*innen.
Mit einer gehörigen Portion Frechheit und psychologischem Blick nimmt Hübner die Schwächen von Eltern und Lehrern und des Bildungssystems auf die Schippe, ohne jedoch den Figuren ihre Würde zu nehmen.
Die rund eineinhalb Stunden pralles bundesdeutsches Leben mit viel Liebe zum sprachlichen Detail, mit schnellen Wechseln von einer irrwitzigen Situation zur nächsten und mit liebevoll gestalteten Charakteren füllen nicht nur Theater vom Hamburg bis München. Das Stück wurde auch sehr erfolgreich und mit Anke Engelke, Ken Duken und Justus von Dohnanyi prominent besetzt verfilmt.
Das TAB bringt diesen turbulenten Elternabend, auf dem sich mehr als ein Elternteil demaskiert, coronagerecht und frech inszeniert auf die Bühne mit einem kleinen, aber feinen Ensemble und freut sich, wenn dieses aktuelle, komödiantische und zugleich durchaus kritische Stück nach langer kulturellen Pause wieder Freunde der guten Unterhaltung ins Bürgerhaus Elz zieht. Ein vergnüglicher Abend ist mit „Frau Müller muss weg“ auf jeden Fall garantiert.